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Vadim Gushchin "Kulturelle Schaetze"
Ulrike Lahmann, Kuratorin, 2012
Die Ausstellung des russischen Fotografen Vadim Gushchin
in der Stadtbibliothek zeigt einen Ausschnitt aus verschiedenen
Serien, die er in den letzten 10 Jahren zum Thema
Buch geschaffen hat. Das Buch wird hier nicht nur als literarischer
Gegenstand verstanden, sondern vielmehr als
ein umfassendes kulturelles Symbol.
Die frühen Schwarz-Weiß-Fotografien sind nach einer Typologie
von Objekten entstanden. Der Künstler verwendete
Bücher seiner Bibliothek, die er wie Denkmäler auf einem
Sockel platzierte.
In einer weiteren Serie, die auch seiner Privatbibliothek
gewidmet ist, arrangiert Gushchin Bücherstapel zu monolithischen
Blöcken. Dabei sind die Titel nicht zu sehen. Der
Betrachter schaut auf die Seiten. Der Künstler läßt offen,
ob es sich um billige Kriminalromane oder um philosophische
Werke, die die Welt verändert haben, handelt. 'Es sind
rätselhafte Bücher in denen möglicherweise eine explosive
geistige Energie konzentriert ist', sagt der Fotograf. Die
Ästhetik seiner Schwarz-Weiß-Arbeiten gleicht eher dem
Porträt als den Prinzipien der klassischen Stillleben.
In seinen aktuellen farbigen Serien zeigt Gushchin eine
ganz andere Interpretation des Buches. Sie sind emotionaler
und im Gegensatz zu den kühlen Schwarz-Weiß-
Fotografien basieren sie vor allem auf Farbkomposition.
Der Künstler nimmt bewusst Bezug auf das nationale kulturelle
Erbe. Er bedient sich der Bildsprache des Suprematismus
und Konstruktivismus, die sich in Russland auf
die Ikonen bezieht. Damit unterstreicht er seine nationale
Identität. Bücher hatten schon immer eine große Bedeutung
in der russischen Kultur, die in der Moderne auf Namen
wie Tolstoi, Dostojewski und Tschechow basiert.
Die Bilder der Ausstellung sind eine stille visuelle Provokation
im Zeitalter von Hörbüchern und elektronischen
Lesegeräten. Diese Werkserie des Moskauer Künstlers
ist eine Hommage an das Buch als sinnlich erfahrbarer
Gegenstand, als emotional aufgeladenes Symbol unseres
kollektiven Wissens und als ein zu bewahrender kultureller
Schatz. – Ulrike Lahmann, Kuratorin
Stadtbibliothek Braunschweig
Schloßplatz 2
38100 Braunschweig
1. Juni bis 21. Juli 2012
Fr 10 –
19 Uhr
Sa 10 – 14 Uhr
Gespräch mit dem Künstler:
Freitag 1. Juni 18 Uhr
www.braunschweig.
in der Stadtbibliothek zeigt einen Ausschnitt aus verschiedenen
Serien, die er in den letzten 10 Jahren zum Thema
Buch geschaffen hat. Das Buch wird hier nicht nur als literarischer
Gegenstand verstanden, sondern vielmehr als
ein umfassendes kulturelles Symbol.
Die frühen Schwarz-Weiß-Fotografien sind nach einer Typologie
von Objekten entstanden. Der Künstler verwendete
Bücher seiner Bibliothek, die er wie Denkmäler auf einem
Sockel platzierte.
In einer weiteren Serie, die auch seiner Privatbibliothek
gewidmet ist, arrangiert Gushchin Bücherstapel zu monolithischen
Blöcken. Dabei sind die Titel nicht zu sehen. Der
Betrachter schaut auf die Seiten. Der Künstler läßt offen,
ob es sich um billige Kriminalromane oder um philosophische
Werke, die die Welt verändert haben, handelt. 'Es sind
rätselhafte Bücher in denen möglicherweise eine explosive
geistige Energie konzentriert ist', sagt der Fotograf. Die
Ästhetik seiner Schwarz-Weiß-Arbeiten gleicht eher dem
Porträt als den Prinzipien der klassischen Stillleben.
In seinen aktuellen farbigen Serien zeigt Gushchin eine
ganz andere Interpretation des Buches. Sie sind emotionaler
und im Gegensatz zu den kühlen Schwarz-Weiß-
Fotografien basieren sie vor allem auf Farbkomposition.
Der Künstler nimmt bewusst Bezug auf das nationale kulturelle
Erbe. Er bedient sich der Bildsprache des Suprematismus
und Konstruktivismus, die sich in Russland auf
die Ikonen bezieht. Damit unterstreicht er seine nationale
Identität. Bücher hatten schon immer eine große Bedeutung
in der russischen Kultur, die in der Moderne auf Namen
wie Tolstoi, Dostojewski und Tschechow basiert.
Die Bilder der Ausstellung sind eine stille visuelle Provokation
im Zeitalter von Hörbüchern und elektronischen
Lesegeräten. Diese Werkserie des Moskauer Künstlers
ist eine Hommage an das Buch als sinnlich erfahrbarer
Gegenstand, als emotional aufgeladenes Symbol unseres
kollektiven Wissens und als ein zu bewahrender kultureller
Schatz. – Ulrike Lahmann, Kuratorin
Stadtbibliothek Braunschweig
Schloßplatz 2
38100 Braunschweig
1. Juni bis 21. Juli 2012
Fr 10 –
19 Uhr
Sa 10 – 14 Uhr
Gespräch mit dem Künstler:
Freitag 1. Juni 18 Uhr
www.braunschweig.